Die Geschichte der Steadicam
Die Erfindung der Steadicam revolutionierte in den Einsatz von Kameras in Film- und Fernsehproduktionen. Sie erlaubt es einem Kameramann zu filmen, während er sich bewegt, ohne dass das Bild durch die Schritte verwackelt.
Die Geschichte der Steadicam begann Anfang der 1970-er Jahre in einer Garage in den Vororten Philadelphias. Der Erfinder Garrett Brown, ein ehrgeiziger und leidenschaftlicher Kameramann, der sich selbst immer als „tüftelnden Späthippie“ sah, wohnte zu dieser Zeit mehr in der Garage, als in dem dazugehörenden Haus. Seine Spezialität waren Aufnahmen mit der Handkamera.
Er fragte sich, warum es nicht möglich sein sollte, mit der Kamera in der Hand zu laufen oder zu rennen?
Die Herausforderung lag darin, dass komplexe Verhalten des menschlichen Auges in ein technisches Gerät zu übersetzten. Ein Stabilisator musste her.
Der Anfang
Garret Browns erster Versuch war ein so genanntes „Pole Rig“. Eine Konstruktion eines beweglichen Parallelogramms mit einem Griff in der Mitte, einer Kamerahalterung auf der einen und ein passendes Gegengewicht auf der anderen Seite. Also eine Art Miniatur Kamerakran, der sehr unhandlich ist, viel Bewegungsraum braucht und kaum von einer Person bedient werden kann.
Die Entwicklung schritt voran, als Haskell Wexler, ebenfalls Kameramann, im Jahr 1974 Brown zu einer Testprobe in kommerziellem Betrieb einlud. Der Film von Hal Ashby trägt den Titel „Bound for Glory“. Die Aufnahmen waren anstrengend für Brown. Nach einer Abwärtsfahrt eines Krans musste er aus dem Korb aussteigen und dem Hauptdarsteller durch ein Flüchtlingslager begleiten. Die Sequenz dauerte 4 Minuten, ohne Schnitt versteht sich und wurde drei Mal gedreht mit nur kurzen Unterbrechungen dazwischen. 4 Minuten hört sich zwar nicht lange an, aber mit durchschnittlich 25kg Ausrüstung am Körper fühlt man jede Sekunde.
Am folgenden Tag wurde Brown auf den Schultern der begeisterten Crew aus der Vorführung getragen. Die Probe war bestanden. Der Stabilisator bekam nun auch einen richtigen Namen: Steadicam.
Der Durchbruch in der Geschichte der Steadicam
Den nächsten Einsatz hatte die Steadicam im berühmten Film „Rocky“. Der Film war noch nicht abgedreht, als Brown schon für den nächsten gebucht wurde. Während der Produktion von „Marathon Man“ nahm schließlich auch Stanley Kubrick Kontakt mit dem Erfinder der Steadycam auf.
“Ihr Demofilm über den geheimnisvollen, handgehaltenen Stabilisator ist sensationell. Sie können auf mich als Kunden zählen. Es wird die Art, wie man Filme dreht, revolutionieren“
1976, vor Drehbeginn von «The Shining», einigten sich die beiden auf eine Zusammenarbeit bei der Verfilmung des Stephen-King-Romans. Die bekannteste Szene ist wohl die Verfolgung durch den Irrgarten bei Neuschnee. Um keine Verwirrung beim Publikum zu schaffen und damit die Illusion zu zerstören, musste Brown beim laufen genau die Fussspuren des Jungen treffen, um keine eigenen Spuren zu erzeugen.
Bei den Go-Kart-Fahrten durch die Flure des leeren Hotels wurde die Steadicam zum ersten Mal im „Low Mode“ eingesetzt, umgedreht, also mit der Kamera auf Schienbeinhöhe.
1978, noch während den Vorbereitungen zu „The Shining“ bekam Garrett Brown den Oscar für technische Erfindungen. Die Begründung der Academy war:
Die Steadicam eröffne dem Filmemachen gänzlich neue Möglichkeiten und Perspektiven.
Trotz der Ehrung zögerte die Industrie weiterhin. Erst die Veröffentlichung von „The Shining“ bewirkte eine immer schnellere Ausbreitung der Steadicam. Heutzutage ist die Steadycam bei jeder größeren Produktion Standart geworden. Ihre Premiere in Deutschland feierte die Steadicam übrigens 1979 im Film „Der Willi-Busch-Report“ von Niklaus Schilling.
Das war die grobe Geschichte der Steadicam, hier noch der damalige und die heutigen Hersteller.
Hersteller
Der erste Hersteller der Steadicam war mit dem Patent von Garrett Brown die Cinema Products Corporation. Als sie im Jahr 2000 geschlossen wurde, wurde die Lizenz an das Unternehmen Tiffen verkauft, die die Steadicam bis heute produziert. Der Name Steadicam ist lizensiert. Es gibt heutzutage viele andere Hersteller, wie Tarion, Rollei oder Glidecam, die die ihre eigenen Versionen vertreiben mit dem Namen Steadycam.
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